Hanau Portraits als Markenzeichen
Von Detlef Sundermann
Der Maler vor einem seiner Portraits. Foto: Rolf Oeser
Manfred Maria Rubrecht ist 70 geworden. Portraits sind sein Markenzeichen. Einige Arbeiten sind bei der Werkschau in der Remisengalerie zu sehen.
Mit „Kopflandschaften" fing es für Manfred Maria Rubrecht an. Gut 20 Jahre liegen die zurück. Portraits sind längst zu seinem Markenzeichen geworden. Großformatige und mit lachenden Gesichtern oder kostümierten Köpfen mag er am liebsten. Dabei pendelt er ein wenig zwischen gegenständlicher und impressionistischer Darstellung. 70 Jahre ist der Hanauer Künstler Rubrecht nunmehr alt geworden. Bis Sonntag ist in der Remisengalerie ein Querschnitt aus seinem Œuvre zu sehen.
Wie jemand, der auf der Kante des Zehn-Meter-Turms im Schwimmbad steht, so fühlte sich Rubrecht Mitte der 90er Jahre. Sein Können als Lithograph war nicht mehr gefragt, die Branche stand im großen Umbruch und der damals 50-Jährige vor der Frage: „Wie fasse ich in der Kunstszene Fuß?" Ende der 1960er -Jahre hatte er ein freies Studium bei Walter Hergenhahn an der Städel-Schule Frankfurt absolviert. Das Malen lief aber danach immer nur neben dem eigentlichen Brotberuf. Mit 14 Jahren ging der in Schlüchtern geborene Rubrecht in die Ausbildung zum Farblithographen. „Dass war eine richtig harte Lehrzeit", sagt er mit ernster Miene.
Die Entscheidung, künftig als Kunstmaler seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, war für Rubrecht mit der Herausforderung verbunden, eine künstlerische Nische zu finden. Mit Landschaften und Stillleben, die Rubrecht bis dahin vornehmlich auf die Leinwand brachte, war dies nicht gegeben. Köpfe sollten es nunmehr sein – Auftragsarbeiten und freie Werke. „Das Portrait ist die Königsklasse in der Malerei", sagt Rubrecht. 1995 eröffnete er sein Atelier und seine Galerie Kunstraum 69 in Großauheim.
Bestimmter Portraittypus
Rubrecht hat über die Jahre einen bestimmten Portraittypus entwickelt. Seine Bilder weisen häufig einen beigen Hintergrund auf, die Portraitierten werden oft zur Kontrastverstärkung in dunkler Kleidung und in der klassischen Büstendarstellung wiedergegeben. Ein Bruch mit der Tradition sieht Rubrecht mit dem Ausdruck des Lachens, was er nicht nur mit seinem Willen erklärt, „die Menschen nur positiv darzustellen". Das Lachen sei in Gemälden etwas sehr Ungewöhnliches, bis heute. Die Wurzeln hierin sieht Rubrecht in der Kunstgeschichte. „Früher konnten sich Portraits nur Menschen von hohem Stand leisten, und bei ihnen war ein ernstes Gesicht angebracht." Daran habe sich bis in die Gegenwart wenig geändert. Johannes Grützke, der Erschaffer des Wandgemäldes in der Frankfurt Paulskirche, bilde da eine Ausnahme. Das Lachen malt Rubrecht als Lächeln, als verhaltenes Lachen bis hin zur Lauthalsigkeit.
Zwei andere markante Portraitserien sind die „Couch Potatos", eine ironische Anspielung auf den typischen TV-Gucker, und Selbstbildnisse, gelegentlich in schalkhafter Kostümierung. „Dialog mit R." heißen etwa diese Bilder. Vor dem Spiegel oder anhand von Fotografien sind diese Gemälde entstanden. Sie bedeuten für Rubrecht eine Entdeckung des Ichs.
Seit 1972 bespielt Rubrecht Ausstellungen, allein oder mit anderen Künstler etwa in der Kunsthalle Darmstadt, in der damaligen hessischen Landesvertretung Bonn oder in Gotha. Hinzu kommen Schauen in verschiedenen Galerien. In der eigenen Galerie ist Rubrecht auch im Portrait zu finden. Der Kunstraum 69 soll jedoch in erster Line Künstler aus der Region präsentieren. „Leute, die ihre Handschrift gefunden haben." Vor 17 Jahren initiierte Rubrecht die Großauheimer Kunststationen, an der sich bis heute die Galerien im Stadtteil beteiligen (nächste Kunststationen am 11. Juli, ab 18 Uhr). 2002 erhielt Rubrecht den Cläre-Roeder-Münch-Preis und 2010 den Kulturpreis des Main-Kinzig-Kreises.
Mit 70 will Manfred Maria Rubrecht nicht in den Ruhestand gehen. Er gibt weiter Malkurse in Steinheim, betreibt seine Galerie und malt. Und was Neues in der Kunst hat er auch vor...
Ausstellung „Manfred Maria Rubrecht – Quintessenz", Remisengalerie, Schloss Philippsruhe, Samstag und Sonntag, 15 bis 18 Uhr, Eintritt frei.
Infos auf www.kunstraum69.de.